Wanderung Aspiegg, Sa., 24. Mai 2008
Wanderleiter Ueli Steiner
Schon am frühen Morgen wandern wir am munter plätschernden Goldbach entlang. Er zieht seinen begradigten Lauf hin zur Ebene um weiter unten den gleichnamigen Ort zu durchfliessen und kurz danach in die Emme zu münden. Unweit von dort aus in östlicher Richtung befindet sich das Dorf Lützelflüh, bekannt geworden durch seine nun an der Südseite der schmucken Kirche begrabenen drei Schriftsteller in der Gestalt von Pfarrherren und Lehrern: Jeremias Gotthelf, der Bekannteste, Simon Gfeller, der Ehrendoktor und Emmanuel Friedli, der Spätberufene. An einem Auffangbecken mit etwas tieferem Wasserstand haben wir unsere Kurzweil in der Betrachtung wie aufgeschreckte Bachforellen durch das kühle Nass flitzen, feinen Sand aufwirbeln um dann spurlos hinter grosse Steine zu flüchten. Unser Weg führt in einen kleinen Taleinschnitt, weiter hinten leicht steigend durch dunkeln Forst und danach, wie könnte es im Emmental anders sein, über offene schräg aufgehängte Matten. An einer Wegabzweigung unterhalb Otzenberg machen wir Tenüerleichterung. Rundum zeigen sich, typisch für dieses Gebiet, vereinzelte Anhöhen mit ihren nach allen Richtungen verlaufenden Eggen und den dazugehörenden in Schlünde und Gräben steil abfallenden Hängen. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass Einzelhöfe entsprechend ihrer Lage Namen tragen wie Morgenegg, Hammegg, Ofenegg, Aspiegg oder Schlund, Rohrigraben, Talgraben. In der Gegend Sarbe überrascht uns ein kurzer Regenschauer. Ein Pfad führt durch eine mit Kuhfladen übersäte Weide. Dieser Umstand brachte Hans auf die Idee, eine neue Art von Kuhfladenbingo einzuführen. Die von ihm an Monika gerichtete gut gemeinte „Warnung“ über einen hinter ihr liegenden Kuhschiss wurde aber missverstanden, was mit einem direkten Tritt in den Fladen endete. Auf der Aspiegg - abgeleitet von Espe oder Zitterpappel - machen wir unter einer jungen Linde Halt. Ueli erzählt uns aus der bewegten Vergangenheit kurz und prägnant: Um 1130 finden sich erste Dokumente der Freiherren von Lützelflüh. Unter Ihnen entwickelt sich das Dorf mit einer Kirche in romanischem Stil. Fast das ganze heutige Emmental gehörte zu dieser Freiherrschaft. 100 Jahre später vererbte sich die Herrschaft an die Freiherren von Brandis. Um 1455 verkauften diese das Schloss mit dem gesamten Herrschaftsgebiet. In der Folge regierten bernische Adelsgeschlechter wie von Scharnachtal, von Diessbach, von Mühlenen. Auf dem Schloss Brandis regierten 34 Landvögte bis dann 1607 die Gnädigen Herren von Bern das Zepter übernahmen. 1798, an einem wunderschönen Frühlingstag, brannte das Schloss bis auf den Grund nieder. Lützelflüh kommt zum Amt Trachselwald, es entsteht eine Einwohnergemeinde. 1871 dient die Kirche den Bourbaki-Soldaten mehrere Wochen als Unterkunft. Auf der Südseite der Kirche, neben den bereits erwähnten Dichtern, befindet sich noch ein Grabstein zum Gedenken von drei während des Aufenthaltes in Lützelflüh verstorbenen Bourbakis. - Ein letzter Blick zum Alpenkranz lassen nebel- und wolkenverhangen die Eigernordwand, die Schrattenfluh und in der Ferne den Pilatus und die Rigi erkennen. Durch den Brandiswald gelangen wir zum Weiler Schwändi. Vor dem grössten und schönsten Bauernhaus mit weitausladendem Garten steht ein renovierter Spycher. Dort serviert uns das junge Bauern-Ehepaar König, Raclette mit Käse ab eigener Alp im Freiburgischen. Zum Dessert gibt es, nach freier Wahl, Fruchtsalat oder Meringue. Schon in einem früheren Bericht habe ich erwähnt, dass es Ueli immer wieder zu seinen bernischen Wurzeln zieht. Sie liegen hier auf dem Heimet der Familie König wo einst sein Grossvater als Bauer tätig war bis es ihn dann 1908 nach Zofingen „verschlagen“ hat. Nach dem Kaffee steigen wir über die westlich vom Talgraben gelegenen Hügelzüge, an den Gehöften Oberberg, Bütschwil und Tal vorbei, nach Schafhausen ab.
Im Namen aller Teilnehmer danke ich Ueli für die schöne Wanderung mit den zutreffenden Informationen. H.R. Odermatt